Regensburg Marathon – oder: die Spannung des kleinen Mannes

Das war er also mein siebter Marathon. Regensburg! Ich will euch heute was über, wie ich’s nenne, die Spannung des kleinen Mannes – oder lasst’s uns die Spannung des kleinen Läufers nennen, erzählen.

Für uns als Normalo-Läufer geht es ja nicht darum zu gewinnen, maximal können wir durch ein bisschen Glück nen guten Altersklassenplatz abgreifen.

Ich finde für uns besteht die Spannung beim Marathonlaufen eher darin, ob und wann der Mann mit dem Hammer kommt und ob es einem gelingt, den Marathon tatsächlich so zu laufen, wie man es sich gedanklich zurecht gelegt hat.

Auf der Strecke kann so viel passieren, dass man einfach nicht davon ausgehen kann, dass alles immer so klappt, wie man sich es ausgemalt hat. Das weiß ich mittlerweile „aus erster Hand“ ??

Den schmalen Grad zu finden zwischen auf der Strecke „sterben“, Spaß am Laufen zu haben und seine gesteckten Ziele trotzdem zu erreichen… dass ist das Kunststück, das ist für mich die Spannung des kleinen Läufers!

Natürlich hab ich mir auch vor Regensburg Gedanken gemacht, wie ich´s am Besten angehe.

Ne Freundin wollten wir auf der ersten Runde auf knapp unter 2h ziehen, meinen Grosscousin auf knapp unter 4h. Da ich total auf negative Splits, bzw einen ordentlichen Schlussspurt stehe, sollte die erste von beiden Runden also einen Ticken langsamer ein, als die zweite.

Ersteres hat leider nicht zu 100% geklappt. In echt sind wir eigentlich bis KM 31 relativ konstant durchgelaufen.

Nachdem unsere zunächst 4köpfige Gruppe bei Kilometer 31 dann nur noch aus mir bestand, war es umso spannender, wie der Rest des Marathons läuft. Da gab´s dann kein Abwägen mehr, wie sehr man noch anziehen kann, um trotzdem komplett zu bleiben.

Da ich tatsächlich das ein oder andere mal schon tüchtig eingegangen bin auf der Strecke, bin ich immer bisschen defensiver unterwegs – will ja auch noch Spaß haben am laufen. Aber natürlich will man auch sein persönliches Ziel erreichen….

Ich hab´s ganz zu Beginn im Blog ja schon geschrieben, ich bin mehr so der Genussläufer. Megazeiten dürft ihr bei mir einfach nicht erwarten. Ich muss auch nicht ständig meine persönliche Bestzeit angreifen. Mir gehts um den Spaß an der Bewegung – auch beim Marathon.

Anyway, die 4 Stunden sollten am liebsten trotzdem fallen, aber nicht um jeden Preis… Ich hab mich daher bis ca. 35 KM zurück gehalten und bin schön konstant durchgelaufen. Die magische Zahl des Wochenendes war ohnehin die 05:41. Die Pace durchgelaufen wären es genau 4 Stunden geworden.

Das hat, wie schon erwähnt, bis KM 35 alles wunderbar geklappt. Auf der Strecke, ist mir aber relativ schnell aufgefallen, dass ich wie immer mehr gelaufen bin – eben natürlich nicht die Ideallinie… 500m hatte ich bei jedem der Schilder mehr „auf dem Tacho“. Hat für mich bedeutet: 05:41 reichen nicht für ne Zeit unter 4. Die zweieinhalb Minuten würden am Ende fehlen.

Ich weiß ja nicht wie es euch so geht beim Laufen. Aber mit 35 Kilometern in den Beinen kann ich nicht mehr allzu gut kopfrechnen. Nur kurz überschlagen hieß es also entweder gechillt über 4 ins Ziel oder laufen lassen, so schnell es irgendwie geht, dann könnte es gerade so klappen.

Die Spannung des kleinen Läufers eben: Nen Ticken zu früh angezogen und man geht ein, ein Ticken zu spät und es reicht nicht.

Ich, also gefühlt los wie die Feuerwehr. ???

Man achtet die letzten Kilometer dann ja auf jedes kleinste Zeichen des Körpers und stellt sich selbst eine Million Fragen, das ist total verrückt!

Hier zieht es, da zieht es, scheiße ich bekomm Hunger, soll ich nochmal was trinken, reicht es auch so, mist, meine Beine machen zu, ist das Kopfweh da oben, man ist das warm, vielleicht doch noch nen Becher, sollte ich nochma nen schluck Cola, Banane ist kacke, hab ich von Leni gelernt, hab aber trotzdem Hunger, ist das ein leichter schmerz an der Fusssohle, was macht denn der Meniskus, der mich das letzte halbe Jahr ein bisschen geärgert hat, isses noch weit, was macht denn eigentlich mein Puls ach schau an, der geht, wird aber jetzt doch ganz schön hoch, reicht es wohl, nur noch 2 Kilometer, für die ich ungefähr noch 9 Minuten hab, ach schau da kommen die 10er Läufer rein in die Strecke und die sehen teilweise noch übler aus als ich, wollten nicht meine Eltern hier irgendwo stehen, ach schau da sind sie, wie wird’s denn Alex ergangen sein, meinst den hol ich mir noch, und Bettina, hat sie´s wohl unter 2 geschafft, eigentlich witzig, Laura ist jetzt grad auf dem Katamaran unterwegs usw, uns…..

Kilometer 41 und 42 waren so also ganz schön lange, aber eigentlich hat´s immens Spaß gemacht, noch so viele andere einzusammeln. Am Ende hat´s nur leider trotzdem nicht gereicht 😀 10 Sekunden haben gefehlt. Blick auf die Uhr auf dem Foto ?

Was lernen wir daraus: Lieber mal noch nen Puffer einrechnen, beim Nächsten ?

Wer sich fragt: Warum eigentlich Regensburg?

Ich wollte die Gelegenheit nutzen, mit meinen Großcousins, die ich gefühlt noch nie richtig gesehen hab, zu laufen. Schande eigentlich! Umso schöner aber, dass wir uns in der kurzen Zeit gut kennen gelernt haben. Ziel ist es, bis zum nächsten Mal jetzt nicht mehr so lange zu warten. Das Grillen danach wird noch lang in meiner Erinnerung bleiben. Es war schon lange kein Steak mehr so verdient wie das ?

Jetzt beginnt die heiße Vorbereitungsphase beim Mainauenlauf – das bedeutet es wird jetzt erstmal bisschen ruhiger um mich, aber ich plane den nächsten Blogbeitrag ohnehin über den Lauf und wie das alles kam. Seid gespannt ?

Bis dahin: immer schön locker bleiben

Euer Feel Good Flo


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