Das war sie also, meine erste Langdistanz. So langsam sackt alles ein bisschen und ich realisiere was da am Sonntag alles passiert ist, aber so richtig begreifen kann ich´s trotzdem noch nicht.
Wo fang ich an, wo hör ich auf zu erzählen?
Der Traum mal ne Langdistanz zu machen, der existierte schon lange. Die körperliche Herausforderung ist aber ne Nummer, an die ich mich lange nicht rangetraut hab.
Ich kannte vor ein paar Jahren nur wenige, die das in Angriff genommen haben und die waren so verbissen bei der Sache, dass ich es mir einfach nicht vorstellen konnte.
Ernährungsumstellung, Trainingsplan etc. das war für mich undenkbar. Das ging soweit, dass man beim Essen im Hotel die Panade vom Fisch gepopelt hat, oder beim Bierkönig nen Ingwer-Tee bestellt hat! wtf?
Wenn das nötig ist, um ne Langdistanz zu machen, bin ich raus – das hab ich vor drei Jahren schon gesagt.
Dann hab ich aber auch die anderen kennen gelernt, die ganz normal ohne große Sperenzchen das Projekt Langdistanz in Angriff genommen und erfolgreich zu Ende gebracht haben. Und das war der Auslöser auch ein bisschen dran zu glauben.
In dem Zug muss ich mich gleich mal bei drei Leuten bedanken: Bei Achim (der mir den spannenden Sport Triathlon nähergebracht hat) und bei Mario und Olli. Ohne euch wär ich nicht gestartet. Manche von euch wissen ja, dass ich vor 3 Jahren in Roth den Staffel-Radpart abbrechen musste. Wenn mir Mario und Olli am Tag drauf nicht noch nen Stück Finishline-Teppich aus Roth mitgebracht hätten – und der liegt jetzt noch im Wohnzimmer – dann hätte ich Roth vermutlich für immer abgehakt. So kams aber zum Glück anders.
Eins war klar, wenn Langdistanz, dann Roth – logisch als Franke: Heimspiel! Jetzt ists aber so, dass die Tickets da recht schnell vergriffen sind. Um sicher starten zu können, stellt man sich am besten am Folgetag der Challenge in die Schlange und holt sich nen Startplatz. Vor nem Jahr konnte ich nicht, daher bin ich Mario und vor allem Romi unendlich dankbar, dass sie sich für mich in die Schlange gestellt haben! Ohne euch, wär ich am Sonntag nur Zuschauer gewesen.
Der Startplatz war also save, als nächstes gings an die Vorbereitung.
Immer das abschreckende Fischpanade-Beispiel vor Augen, hab ich mir eigentlich vorgenommen, dass die ganze Vorbereitung für mich ins ganz normale Leben passen muss. Alles andere kam für mich nicht in Frage. Auch wenn selbstredend das Ergebnis nicht so gut sein sollte. Das war eh nicht mein Ziel. Mein Ziel war es einmal im Leben ne Langdistanz zu finishen.
Ich hab also gar nicht sooo viel anders gemacht, als die letzten Jahre, nur einfach ein bisschen mehr. Ein fettes Danke geht an meine Freundin Laura. Selbst wenn sich die Vorbereitung super ins normale Leben integriert war, war sie mega entspannt und hat mich uneingeschränkt unterstützt! Sogar in den Club La Santa ist sie mit mir gefahren ?. Ganz zu schweigen von der Unterstützung am Rennwochenede. Ohne so ne entspannte und tolerante Freundin an der Seite, ist so was sehr viel schwieriger zu machen.
Die Vorbereitung war also weitgehend entspannt und trotzdem war ich guter Dinge, das Teil finishen zu können – aber sicher kannst Dir halt bei ner Langdistanz einfach nicht sein. Beim Training war bei jeder Disziplin noch Luft drin, aber was passiert, wenn man die einzelnen Teile zusammenhängt?
Dann wars Freitag endlich soweit: Rennwochenende. Wir haben uns auf dem Campingplatz beim Schwimmstart ausgebreitet. Mega! Superentspannte Truppe sind wir ja eh, aber das war wirklich nett und völlig stressfrei. Hab extra noch den Kofferraum meines A3 zum Kingsizebett umgebaut – eine klare Empfehlung! Startunterlagen, Bike, CheckIn etc. das war alles perfekt auch der Vorabend am Zeltplatz war echt gemütlich – auch wenn Anfangs lange nicht klar war, wie wir´s mit den Autos machen. Aber wir haben dann ne super Lösung gefunden, die auch für die Supporter gepasst hat. Die Anspannung war da natürlich bei allen greifbar. Immerhin war echt gutes Wetter angekündigt. Felix hat bei der Wettkampfbesprechung 23 bis 25 Grad, keinen Regen und keinen Wind angekündigt. Bei letztrem muss ich ich leicht widersprechen aber dazu komm ich noch 😉
Start war Sonntag um 07:50 Uhr. Bis zu dem Punkt hat schon alles ganz entspannt geklappt und auch wenn ich bei der Verabschiedung von Laura kurz in die Schnappatmung gefallen bin. Kaum war ich im Wasser war ich wieder sehr ruhig.
Schwimmen war genau so wie ich es mir gewünscht hatte. Von Anfang an rausgehalten aus den Prügeleien und die zwei Kilometer von Wendepunkt zu Wendepunkt hatte ich eigentlich komplett für mich alleine – wie am Badesee 🙂
Ich konnte also ganz gechillt und ungestört meinen Rhythmus durchkraulen. Auf Höhe des Ziels unterwegs zur zweiten Wende hab ich das erste mal auf die Uhr gekuckt. Da waren es noch um die 800m zu schwimmen und ich hab erfreuliche 1:02:irgendwas gelesen – herrlich! War für meine Verhältnisse supergut.
Die positive Zeit im Rücken bin ich dann entspannt die letzten Meter angegangen. Raus aus dem Wasser war ich etwas überrascht, der erste von uns zu sein, der aus dem Wasser kommt. Olli hatte gemanagt, dass Mario, er und ich Startnummern beieinander hatten. Das war das ganze Wochenende super, weil wir zusammen reinkonnten, die Räder zusammen standen etc. In der Wechselzone hab ich Mario noch kurz getroffen, der mich dank Dixipause in der Wechselzone souverän überholt hat – ich bin eher ein gemütlicher Wechsler wie ihr merkt 😉
Vom Radpart hatte ich aufgrund meiner Erfahrungen am meisten Respekt. Man kann sich da komplet kaputt fahren, ohne es wirklich zu merken und wenn du es merkst ists zu spät. Da war das eigentliche Ziel entspannt durchzukommen – trotz des auffrischenden Windes. Wie hat Matthias gesagt:
„Du musst am Ende ein schlechtes Gewissen haben, weil Du nicht alles gegeben hast, dann ists genau richtig.“
So bin ichs angegangen. Zu keiner Zeit Vollgas aber ein bisschen am Ball bleiben. Oben an der Brücke bei der Ausfahrt aus der Wechselzone hab ich das erste mal Laura und die anderen gesehen. Das überwältigende Bild hat mich die erste gute Stunde begleitet. Bei km 50 hatte ich ein klitzekleines Tief. Ich hab mir nur gedacht: „Puhhh, dass ist fei schon noch ein Stück…“ und bin dann tatsächlich ein bisschen hektischer geworden. Um bewusst Druck rauszunehmen, bin ich bei der PenatlyBox in Weinsfeld mal aufs Dixi. Danach war ich viel ruhiger.
Es gab nur eine Phase wo es mit der Ruhe vorbei war: Schon bei der Anfahrt zum Solarer Berg hatte ich Schnappatmung. Den Anstieg vorher hat mich ein Koreaner gefragt, ob das der Solarer Berg ist. Ich hab ihm versichert, dass der gleich kommt und er mir vertrauen soll: Er wird ihn erkennen.
Man kann sich das als Außenstehender gar nicht vorstellen… Ich bin den ja schon ein paar mal hoch, daher wusste ich, was mich erwartet – gerade auf der ersten Runde.
Ich fahr also nach Hilpoltstein rein und bekomm schon weit vorm Solarer Berg keine Luft mehr. Der Blick, wenn Du ums Eck fährst und die Wand vor Menschen siehst, raubt Dir den Atem. Du versuchst ruhig zu bleiben und vor allem ruhig zu atmen, aber es gelingt dir nicht! Du fährst durch die Menschenmassen, die dich nach oben brüllen – die „prügeln“ Dich so diesen Anstieg hoch, dass man es nicht in Worte fassen kann. Die Party, die da Bayern3 veranstaltet gibt dir den Rest – und dann standen da auch noch so viele, die ich kenne und oben dann natürlich Laura und die anderen. Oben musste ich hart an mir arbeiten, irgendwie wieder ruhiger zu werden. Der Berg ist nicht ohne Grund der Berg der Berge im Triatahlonsport – unvorstellbar! Das zweite mal hoch war zwar weniger los, dafür war umso mehr Zeit, sich kurz zu unterhalten. Laura hat mich ein Stück begleitet und geschoben, das war ein Highlight.
Die Devise danach war: Fahr das Ding einfach entspannt zu Ende, egal wie lang es dauert und was dann für ein Radsplit rauskommt. Den Puls immer so ein bisschen im Auge ists dann ne solide 06:20:37 geworden. Das war mir aber ja nicht wichtig. Viel wichtiger war mir, dass das mit der Verpflegung gut klappt und das ich entspannt runterkomme vom Rad und das bin ich. 7 Stunden hatte ich eigentlich gerechnet.
Nach nem zügigeren Wechsel ging´s in den Marathon. Die ersten 10 Kilometer waren geschenkt! Ich hab sonst immer bisschen Probleme in den Laufrhythums zu kommen, am Sonntag aber überhaupt nicht! Die ersten 10 Kilometer hatte ich extrem lockere Beine. Da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich das Ding auf jeden Fall finishen werde. Wohl wissend, dass es irgendwann härter werden wird, hab ichs trotzdem laufen lassen. Die Kilometer die ich hab, hab ich, dachte ich mir. Gehpausen kann ich dann immer noch machen…. Ab KM 20 ists dann auch etwas zäher geworden. Aber auch da hab ich mich an Matthias Worte erinnert:
„Nutz die Verpflegung zu Gehpausen und bleib aufrecht – Kuck nach vorn!“
Hab ich gemacht und so verging auch die Schreckenspassage am Kanal (22km gerade aus) eigentlich wie im Flug. Durch die Wendepunktstrecken, hast aber auch ständig Leute gesehen, die Du kennst. Das war Nice! Elli, Hubert, Mario, Olli, Carsten, Marc, Andy, Andi usw. dauernd war jemand da den man anbrüllen konnte – das hat mir geholfen mich abzulenken 🙂
Und dann waren da ja noch unsere Supporter die gefühlt überall waren. Mega! Ich hab mich jedes mal riesig gefreut alle zu sehen, vor allem aber Laura. Der wars bisschen unheimlich, weil ich selbst bei KM 31 noch recht locker war und nicht nur sie hatte bedenken, wann es mich zerlegt.
Um Kilometer 31 gings dann rein in die Stadt und ich war eigentlich immer noch ganz gut dabei. Da wars dann schon klar, dass ich ins Ziel komme, und das in ner wirklich passablen Zeit.
Raus nach Büchenbach wars dann noch ein bisschen zäher, aber da war der Drops dann auch schon gelutscht. Die letzten 10 waren dann eigentlich wie ein Rausch. Ich bin einfach gar zu Ende gelaufen. Wohlwissend, dass ichs auf jeden Fall schaffe. Dass ich am Ende so ne Zeit auf die Strecke tackere hätte ich mir und viele weitere so auch nicht zugetraut. War einfach der perfekte Tag. Mit 13 Stunden hab ich gerechnet, 12 sind dann am Ende geworden.
Über den Einlauf ins Stadion muss man ja nicht viel sagen – Eine Wahnsinnsstimmung!
Emotionalster Moment für mich war aber Laura am Solarer Berg zu sehen ?
Das war sie also, meine erste Langdistanz.
Tatsächlich ohne die ganz große Quälerei mit extrem viel Spaß und positiver Energie in den kompletten 12 Stunden.
Man hat viel Zeit über sich und sein Leben nachzudenken. Ich wollte mir selbst zeigen, das es möglich ist, als normaler Mensch, ohne sein Leben, seine Essensgewohnheiten zu ändern zwar mit entsprechender Grundlage, aber ohne Trainingsplan oder wirklich spezifische Vorbereitung nen „Ironman“ zu finishen.
Dass das mit der wirklich passablen Zeit von 12:01:53 vor allem in der Art und Weise geklappt hat, gibt einem ne Zufriedenheit, die anders glaub ich ganz ganz schwer zu erreichen ist.
Deswegen mein Appell an alle Hobbysportlerinnen und Sportler da draußen: Glaubt an euch, bleibt vor allem locker am Ball und nehmt euch die Zeit, dir ihr braucht, dann ist fast alles möglich!
Gleichzeitig ist das mein Abschied von der Langdistanz-Bühne: Geiler wird´s eh nimmer 😉 und es gibt ne ganze Reihe von schönen Mitteldistanzen, die auf der Welt warten 😀
An der Stelle nochmal Danke an alle Supporter und meine liebe MaliCrew. Ohne euch hätten wir nur den halben Spaß am Sport – Maximal! Und last but not least bei Tina und Matthias. Ohne euer Training und eure Ratschläge hätte ich mir sicher nicht so leicht getan :-*
Dass wir Athleten dem Team und den Helfern um Felix für ein so unfassbar geiles und emotionales Event unendlich dankbar sein müssen, versteht sich ja eh von selbst 😉
Jetzt heißt es erstmal regenerieren und in Erinnerung schwelgen 😉
Euer Feelgood-Flo